• Islam: naiver "Dialog aller Kulturen - mit dem Islam&am

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    Islam: naiver "Dialog aller Kulturen - mit dem Islam&am
    hier uebrigens ein schon aelterer artikel, der beschreibt wie schon damals der "dialog der kulturen" verlief - in wirklichkeit ja nur dialog mit dem islam. mit anderen kulturen gibts derlei probleme ja keineswegs in der form ...

    gerade naive linke und christen tendieren zu falschen vorstellungen ueber "dialog", oft eher als gefuehltes harmoniemittel. das dankt der islam aber nicht, weil er so gar nicht tickert ...




    DER SPIEGEL 51/2001 - 17. Dezember 2001

    Der verlogene Dialog
    Das jäh entflammte Interesse am Islam hat die Zahl der "interreligiösen Dialoge" zwischen Christen und Muslimen emporschnellen lassen. Kritiker warnen: Durch Naivität und Beflissenheit deutscher Gutmenschen verkommt der Dialog zur "multireligiösen Schummelei".
    Von Jochen Bölsche

    Die beiden Prediger kennen einander nicht. Gemeinsam ist Isaac Mudaki und Kay Kraack nur, dass sie Christen sind, die in einer zum Teil muslimisch geprägten Umwelt leben - und dass sie unlängst allen Anlass hatten, sich dem Thema Islam und Gewalt zu widmen.

    Der katholische Pfarrer Mudaki amtiert im nordnigerianischen Kaduna, wo etwa gleich viele Christen und Muslime wohnen. Dennoch will dort die Obrigkeit dem Volk die Scharia oktroyieren, die grausame islamische Rechtsordnung, nach der dem Dieb die Hand abgehackt und eine Ehebrecherin gesteinigt werden kann. In Kaduna brachen Unruhen aus, Muslime und Christen massakrierten einander mit Äxten und Macheten, Kirchen und Moscheen gingen in Flammen auf - rund 2000 Tote.

    Der evangelische Pastor Kraack predigt in der Dreieinigkeitskirche im bunten Hamburger Bahnhofsviertel St. Georg, wo immerhin fast jeder Dritte muslimischen Glaubens ist. In seinem Stadtteil, in der al-Kuds-Moschee am Steindamm, haben sich der islamistische Todespilot Mohammed Atta und zwei seiner Mittäter mehrmals zum Gebet getroffen, bevor sie sich aufmachten, das größte Verbrechen der letzten Jahrzehnte zu begehen - mehr als 3000 Tote.

    Zwischen Kaduna und St. Georg liegen Welten. Doch die Christenmenschen Mudaki und Kraack reagieren auf die Massaker, als lebten sie nicht nur in anderen Breiten, sondern auch in anderen Zeiten.

    Der nigerianische Pfarrer, nach dessen Überzeugung die Gewalttätigkeiten in seiner Heimat vor allem von fanatisierten Islamisten ausgehen, appellierte an die katholischen Gläubigen, "bis zum Letzten" gegen die Einführung der Scharia zu kämpfen, und zitierte das Bibelwort "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Einem Reporter vertraute der Pater an, warum er von dem Gebot "Du sollst nicht töten" nichts wissen will: "Wenn wir uns daran halten würden, wären wir schnell ausgerottet."

    Der Hamburger Kraack setzt angesichts der Attentate militanter Islamisten auf eine gänzlich andere Strategie. Wenige Tage nach dem Massenmord in den USA riefen er und sein Kollege Gunter Marwege zusammen mit dem örtlichen Imam Mustafa Özcan Günesdogdu zum christlich-muslimischen Gemeinschaftsgottesdienst in die St. Georger "Centrum-Moschee". Dort warnte Marwege die Christen vor "Selbstgerechtigkeit": "Liebet eure Feinde."

    Ein St. Georger Muslim-Sprecher pflichtete ihm bei: "Was wir brauchen, ist der Dialog."

    Dialog - das gilt in der deutschen Kirchenszene als ein "Allheilmittel", dem "nahezu Wunderkräfte" beigemessen werden, wie der Berliner "Tagesspiegel" beobachtete. Ob in Gemeindesälen oder Gebetsstuben, in Fernsehstudios oder kirchlichen Akademien: Überall ist "interreligiöser Dialog" angesagt, suchen Christen eifrig nach dem Guten im Glauben der anderen.

    "Wir haben noch selten Dialoge mit Muslimen mit so viel öffentlicher Resonanz gehabt wie nach dem 11. September", sagt Wolfgang Huber, evangelischer Landesbischof in Berlin. Allerdings: Seit den Terrorattacken auf die USA werden die frommen Dialogbemühungen besonders misstrauisch beäugt, innerhalb wie außerhalb der Kirchen. Wenngleich keiner der Kritiker eine Alternative zur friedlichen Debatte kennt - die Zweifel mehren sich, ob der Dialog bisweilen nicht allzu nachgiebig, allzu naiv geführt worden ist.

    Unsicherheit kommt auf, wenn etwa die Hamburger Dreieinigkeitsgemeinde Muslime in ihre Kirche lädt, um "zu unserem gemeinsamen Gott" zu beten. Nicht nur Sektierer fragen sich dann, ob denn der dreieinige Christengott tatsächlich identisch sei mit dem Allah jener Araber, die wenige hundert Meter weiter, vor der al-Kuds-Moschee, Lokalreportern in den Notizblock diktieren: "Atta ist im Himmel, aber ihr kommt in die Hölle."

    Vor gut gemeinter "Religionsvermischung" warnen selbst progressive Würdenträger wie Margot Käßmann, lutherische Landesbischöfin in Hannover. Auf fundamentale Unterschiede im Gottesverständnis von Muslimen und Christen weist auch ein Papier hin, das im Auftrag der katholischen Bischöfe verfasst worden ist: Der Christenglaube an den dreieinigen Gott - samt des gekreuzigten und auferstandenen Jesus - gelte nach der Koran-Sure 5 als strafwürdige "Vielgötterei".

    "Wir dürfen den Dialog nicht naiv führen, wir müssen ihn selbstbewusst führen", lässt sich der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock vernehmen. Es gebe, weiß der Bischof, in der Kirche "eine Mentalität der Gutmeinenden", die wünschten, "dass wir uns auf das Gemeinsame der Religionen konzentrieren und das Trennende weglassen müssen, so als wäre unser Christuszeugnis ein entbehrliches Sahnehäubchen".

    Geradezu unterwürfig reagiert manch ein Christenmensch, wenn die brutale Unterdrückung der Frau in nahezu allen muslimisch geprägten Gesellschaften angesprochen werden müsste. Warum es einer Muslima verboten ist, einen Christen zu heiraten; warum sogar interreligiöse Techtelmechtel beispielsweise in Iran mit Kerker oder Tod bestraft werden; warum Frauen in islamischen Ländern die Schul- und Berufsausbildung oft untersagt ist; warum Söhnen im Erbfall doppelt so viel wie Töchtern zusteht; warum weibliche Untreue nach der Scharia mit Tod durch Steinigung bedroht ist - das alles wird in den Höflichkeitsdialogen oft ausgespart.

    Zweifel anderer Art kommen auf, wenn Christen, so unlängst etwa im baden-württembergischen Sindelfingen, als Dialogpartner ausgerechnet einen Vertreter von Milli Görüs auswählen, einer Gemeinschaft, die nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes zwar auf Unauffälligkeit und Salonfähigkeit bedacht ist, aber als Arm der verbotenen türkischen Wohlfahrtspartei gilt, die einen Gottesstaat errichten will.

    Solche Beobachtungen haben offenbar den sozialdemokratischen Bundesinnenminister Otto Schily zu der Rüge veranlasst, die Kirchen schienen "nicht immer die Kraft zu haben, die geistige Auseinandersetzung mit dem Islam zu bestehen".

    Noch härter nimmt der Göttinger Muslim und Politologie-Professor Bassam Tibi die Berufschristen ins Gebet. "Besonders die protestantische Kirche" habe oft "Islamisten für Vertreter des Islam gehalten, sie anerkannt und ihnen so jahrelang Deckung geboten". Radikale Muslime wiederum hätten lange Zeit "das deutsche Gutmenschentum ausgenutzt, um für sich Freiräume aufzubauen".

    Die Verantwortlichen mögen kaum widersprechen. Selbstkritisch gestehen Kirchenobere wie Bischof Rolf Koppe, Ökumene-Beauftragter der EKD, neuerdings ein, dass die kirchlichen Islambeauftragten bei der Wahl ihrer muslimischen Dialogpartner hin und wieder zu "arglos" gewesen seien. Künftig müssten sie "die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes stärker nutzen als bisher".

    Das A und O eines Dialogs ist die Auswahl des richtigen Partners. Doch weil es eine allseits akzeptierte Vertretung der deutschen Muslime nicht gibt, geraten Dialogwillige in einen Dschungel untereinander zerstrittener Verbände teils obskuren Charakters. Rheinland-pfälzische Muslime, so erinnert sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hätten an ihn appelliert: "Helft uns, eine vierte Moschee in Mainz zu bauen, denn die drei existierenden sind alle fundamentalistisch."

    Allmählich dämmert manchem Kirchenmenschen auch, dass er sich aus schierer Konfliktscheu - Friede, Freude, Inschallah - zu lange darauf beschränkt hat, christliche Missetaten wie die Kreuzzüge vergangener Jahrhunderte zu verdammen, den Islam hingegen als "im Grunde tolerant" zu preisen.

    Als Hauptbeleg für diese immer wieder bei Tagungen und Symposien vertretene These wird stereotyp die kulturelle Blütezeit des Islam im mittelalterlichen Andalusien beschworen. Das sei pure "Nostalgie", urteilt der Hamburger Orientalistik-Professor Gernot Rotter; die westlichchristliche und die islamische Welt hätten sich in den seither vergangenen Jahrhunderten weit auseinander entwickelt.

    Dass Amnesty International heute in sämtlichen islamischen Staaten die Menschenrechte massiv verletzt sieht; dass vielerorts mit religiöser Billigung kritische Intellektuelle ermordet, arme Sünder ausgepeitscht und Mädchen vom Schulunterricht fern gehalten werden - auch das wird häufig verschwiegen, um die Gefühle der Gesprächspartner nicht zu verletzen.

    Auf eine grausame Nebenwirkung solcher Beflissenheit weist der Islamexperte und Buchautor Hans-Peter Raddatz ("Von Gott zu Allah?") hin: "Indem beispielsweise der katholische Dialog den Islam als tolerante Religion verkündet, unterstellt er sich islamischer Propaganda, die ihn zudem zwingt, die Christenverfolgungen in dessen Gebieten zu verschweigen."

    Duckmäuserei müssen sich die deutschen Kirchenoberen vor allem von ihren verfolgten Glaubensbrüdern und -schwestern in Nigeria und im Sudan, in Ägypten und in Indonesien vorwerfen lassen. Auf den indonesischen Molukken sind bereits Tausende von Christen religiösen Säuberungen zum Opfer gefallen und "weit mehr als 700 Kirchen" zerstört worden, wie EKD-Auslandsbischof Koppe berichtet, der auch die Ursachen kennt: "Die gewalttätigen Konflikte haben fundamentalistische muslimische Gruppen begonnen."

    Dennoch bleiben solche Exzesse im deutschen Dialog durchweg unerwähnt. Nur hin und wieder riskiert jemand wie der evangelische Leitende Bischof Hans Christian Knuth höflich formulierten Protest: "Es gibt leider islamische Länder, in denen Christen sich nicht so entfalten können wie die Muslime bei uns."

    Rar waren lange Zeit beherzte Stellungnahmen wie die des EKD-Ratsvorsitzenden Kock, des höchsten geistlichen Repräsentanten der Protestanten. "Unerträglich", rügte Kock jüngst, sei es etwa, dass in Saudi-Arabien Frauen "misshandelt und bestraft" werden, nur weil sie eine Halskette mit Kreuz tragen.

    Lieber schwärmen die Dialogbeflissenen davon, dass Islam "Frieden" bedeute (obgleich das Wort in Wahrheit für "Hingabe" steht) und eine von Grund auf friedfertige Religion sei. Doch die Dialogversion der Wahrheit stößt zunehmend auf Zweifel - bei Rechten wie bei Linken, in der "FAZ" wie in der "taz".

    Alle Welt versichere nun "eilfertig", mit dem Terrorismus habe der Islam "nicht das Geringste zu tun - als beziehe sich Bin Laden auf den Buddhismus", mokiert sich die "Frankfurter Allgemeine". "Geradezu gebetsmühlenhaft" werde derzeit der Unterschied zwischen Islam und Islamismus betont, hat auch die linksalternative "Tageszeitung" beobachtet, die in ihrem Milieu ein "merkwürdiges Interesse" registriert, "den Islam gutzusprechen".

    Tatsächlich zeigen zumindest viele links gestimmte Theologen ein gewisses Verständnis für die ausgeprägte Neigung fundamentalistischer Muslime, alle Übel der islamischen Welt, von der Frauenunterdrückung bis zum Flugzeugattentat, den USA anzulasten. Walter Laqueur, Direktor des Washingtoner Instituts für Strategische und Internationale Studien, glaubt sogar, dass sich Europas extreme Linke eines Tages "nicht länger auf Marx-Engels-Lenin beruft, sondern auf Marx-Engels-Laden".

    Das Gerede vom "friedlichen" Islam, erklärt Fachautor Raddatz, sei zwar zum "festen Dogmenbestandteil des interreligiösen Dialogs" geworden. Es negiere jedoch "völlig das unerschütterliche Feindbild, das der Islam vom Westen und vom Christentum hat"; aus dieser Sicht müssen alle "Ungläubigen" bekämpft werden, bis der "Frieden", nämlich die "Weltherrschaft des Islam", gesichert sei.

    Im Dialog vertreten Muslim-Lobbyisten ihre Position häufig überaus sanft im Ton, aber knallhart in der Sache. Wenn, selten genug, die unbequemen Fragen vom Dialogpartner nicht völlig ausgeklammert werden, hüllt sich der Aachener Gynäkologe Nadeem Elyas, Vorsitzender des Zentralrats der deutschen Muslime, bisweilen in beharrliches Schweigen - etwa wenn ihn die Feministin Alice Schwarzer bei einer TV-Diskussion zur Frauenun-terdrückung im Islam verhören will.

    In solchen Situationen unterläuft Elyas schon mal, was ein Reporter der linksliberalen "Frankfurter Rundschau" so beschrieb: "Die dunkelbraunen Augen hinter seiner randlosen Brille verlieren alle Güte und lassen ahnen, dass er sich nun mit Sehnsucht der Gepflogenheiten seiner Heimat erinnern mag, die Frauen nicht ungestraft ein loses Mundwerk in aller Öffentlichkeit führen lassen."

    Selbst oft nachgiebig bis zur "multireligiösen Schummelei" (so der Berliner Bischof Huber), zeigen sich die christlichen Dialogisten immer wieder verblüfft über den Absolutheitsanspruch ihrer Gegenüber, die selbst in Diskussionen um absurd anmutende Glaubenssätze keinen Millimeter preisgeben.

    Als "befremdlich" empfindet der evangelische Bremer Islambeauftragte Heinrich Kahlert beispielsweise das "muslimische Überlegenheitsbewusstsein, den unverhohlenen Anspruch, die bessere Religion zu vertreten" - etwa wenn ihm "ein frommer Muslim auf den Kopf zusagt, er sehe für uns Christen keine Möglichkeit, ins Paradies zu gelangen".

    Kritik am Konzept des islamischen Gottesstaates - in dem Ungläubige zwangsläufig Menschen zweiter Klasse sind - wimmeln dialogerfahrene Muslimvertreter gern mit rhetorischen Tricks ab.

    "Die Verantwortlichen für den Staat sind andere als die Verantwortlichen für die Religion", argumentiert in solchen Fällen Ahmed al-Khalifa, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft. Eine Trennung von Kirche und Staat, behaupten einige seiner Glaubensbrüder, könne schon deshalb nicht zur Debatte stehen, weil der Islam gar keine Kirche sei.

    Ähnlich spitzfindig fallen die Antworten aus, wenn Dialogteilnehmer die heikle Frage nach dem Verhältnis der muslimischen Glaubenslehre zum Grundgesetz stellen und Umfragen zitieren, nach denen gerade mal 52 Prozent der Muslime in Deutschland Koran und Verfassung für vereinbar halten. Es gebe "keinen Widerspruch zum Grundgesetz, den man nicht juristisch lösen könnte", flüchtet sich al-Khalifa dann ins Nebulöse.

    Andere Argumentationsmuster muslimischer Propagandisten zielen auf das notorisch schlechte Gewissen der Bundesbürger. Eine deutsche Muslima namens Anja, die jahrelang in Sachen Dialog durch die Bundesrepublik tourte, kontert Kritik an Gräueln, die heute im Namen Allahs begangen werden, nach derselben Methode, nach der Neonazis den NS-Völkermord an den Juden mit dem Hinweis auf britische Konzentrationslager im Burenkrieg zu entschuldigen versuchen.

    Verständnisinnig nicken Christen, wenn sie zu hören bekommen: "Wurden nicht auch im Namen des Christentums jahrhundertelang Menschen verfolgt, gefoltert und hingerichtet? Wurden nicht reiche Beutezüge unternommen, Menschen versklavt und unterdrückt? Denken Sie an dieKreuzzüge, an die Kolonisatoren, an die Inquisition."

    Im Prinzip, so versuchen die Apologeten ihren Gesprächspartnern weiszumachen, unterscheide sich der islamische Gottesstaat ja gar nicht von westlichen Demokratien. Wie Kopftuchträgerin Anja bei deutschen Dialogveranstaltungen argumentierte, lässt sich mittlerweile im Internet nachlesen.

    In muslimisch geprägten Ländern, heißt es da, dürften Frauen sehr wohl "anziehen, was sie wollen": "Nur nicht in der Öffentlichkeit." Es sei "schließlich das gute Recht eines jeden Staates, die persönliche Freiheit seiner Bürger dort einzuschränken, wo das allgemeine Volksempfinden für Recht und Ordnung betroffen wird".

    Im Übrigen, so die heute in Ägypten verheiratete Muslima, gebe es auch in Deutschland Bekleidungsvorschriften:

    Versuchen Sie einmal, ohne jegliche Kleidung in Ihrer Hauptgeschäftsstraße einkaufen zu gehen ... Jedem Land steht es frei, die Grenzen zwischen erlaubt und unerlaubt entsprechend dem Volksempfinden zu ziehen.

    Dass Dieben die Hand abgehackt wird, erscheint aus dieser Sicht geradezu als Musterbeispiel humanen Strafvollzugs:

    Haben Sie einmal erlebt, was es heißt, im Gefängnis zu sitzen? Der Delinquent verbleibt (nach dem Handabhacken) bei seiner Familie in seiner gewohnten Umgebung und hat die Möglichkeit, sofort ein neues Leben zu beginnen.

    Mit solcher Logik lässt sich auch rechtfertigen, dass die Scharia jeden mit dem Tode bedroht, der aus der islamischen Glaubensgemeinschaft austritt - klarer Widerspruch zur "negativen Religionsfreiheit", die das Grundgesetz garantiert. Die Tötung von Abtrünnigen sei nicht verwerflicher, so die Pro-Islam-Propaganda, als die anderswo nach wie vor existente Todesstrafe für Hochverräter:

    Wenn in einem islamischen Staat der den Glauben Verlassende offen gegen den Islam rebelliert, der dort ja die vom Volk gewählte Verfassung ist, ist das je nach Sachlage zumindest verfassungsfeindlich, wenn nicht gar Hochverrat. Und darauf kann, falls keinerlei Reue gezeigt wird, ebenso wie in vielen anderen Staaten auch, die Todesstrafe stehen.

    Der Islamist - der wahre Verfassungshüter. Selbst die Ermordung untreuer Ehefrauen per Steinigung lässt sich mit Geschick als grundgesetzkonform hinstellen:

    Sie halten einige Strafen für überzogen und antiquiert? Was denn zum Beispiel? Die Todesstrafe auf Ehebruch? Die Todesstrafe gibt es in vielen Staaten, inklusive einiger Bundesstaaten der USA ... Und auch laut deutschem Grundgesetz dürfte theoretisch durch Gesetz in das Recht auf Leben eingegriffen werden ... Ehebruch zerstört Familien und bedroht damit die Basis des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung. Nachzulesen u. a. wörtlich im deutschen Grundgesetz, Artikel 6, Absatz 1.

    Und so weiter und so fort. So unerschütterlich stehen buchstabengläubige Muslime zu den mittelalterlichen Sittengesetzen, dass manch einer sich nicht scheut, sie seinen christlichen Dialogpartnern als mustergültig anzudienen.

    Bei einem islamisch-christlichen Gipfel Anfang Oktober in Rom regten muslimische Geistliche an, beide Religionen sollten gemeinsam den Kampf gegen Ungläubige aufnehmen, speziell gegen die "Förderer der Pornografie" und der "Homosexualität". Der "peinliche Vorschlag", so notierten Zeitungskorrespondenten, habe bei den christlichen Gesprächspartnern "Verlegenheit" ausgelöst.

    Dass der schwierige Dialog, bei dem Mittelalter und Postmoderne oft ungebremst aufeinander prallen, nur selten im offenen Eklat endet, liegt nicht allein an der Höflichkeit der christlichen Partner. Islamwissenschaftler Tibi hat muslimische Diskussionsteilnehmer beobachtet, die sich geschmeidig zum Grundgesetz und zur Integration bekennen - jedoch nur auf dem Dialogpodium. Tibi: "Kaum ist der deutsche Gutmensch gegangen, sagt der Fundamentalist: Das ist ein dreckiger Kreuzzügler."

    Nur zögernd, so scheint es, folgen die deutschen Berufsseelsorger dem Appell des EKD-Auslandsbischofs Koppe, dem Dialog eine andere Wendung zu geben und Abschied zu nehmen von lieb gewonnenen Verschleierungsfloskeln. Zu den Aufgaben der Kirche gehöre es auch, fordert Koppe, "den Muslimen Menschenrechte, Minderheitenschutz und den säkularen Staat als Errungenschaften der Moderne zu vermitteln".

    Während manch ein Seelsorger um des lieben Friedens willen noch immer dazu neigt, Kritik allenfalls auf Zehenspitzen zu üben, sehen sich Deutschlands Moscheegemeinden von unerwarteter Seite ungleich schärfer attackiert - von muslimischenFrauen und Schwulen, die das Internet als Medium entdeckt haben.

    Online begehren Rebellinnen aus der Deutschen Muslim-Liga Bonn e. V. (https://www.aol.com/) dagegen auf, dass manch eine ihrer in Deutschland lebenden Glaubensschwestern "nicht an gemeinschaftlichen Gebeten in der Moschee teilnehmen" und selbst "am Tag das Haus nicht ohne männliche Begleitung verlassen" darf. Die Begründung, nur auf diese Weise seien Frauen in Deutschland vor männlichen Belästigungen geschützt, sei unaufrichtig, schreiben die Musliminnen:

    Leider ist oft zu beobachten, dass Frauen in den so genannten muslimischen Ländern mehr Belästigungen ausgesetzt sind als in Europa - selbst wenn sie ihren Körper ganz bedecken. Es stellt sich daher die Frage, ob es ausreicht, Moral allein auf die Frau abzuwälzen.

    Auch homosexuelle Muslime haben begonnen, wenn auch anonym, im Internet gegen die Schwulenverfolgung in islamisch geprägten Staaten anzugehen.

    So belegt ein "Ismail", dass etliche frauen- und schwulenfeindliche Stellen islamischer Standardwerke in der deutschen Übersetzung nur "geschönt präsentiert", wenn nicht sogar ganz "unterschlagen" werden - wie etwa Passagen, in denen bestimmte homo- und heterosexuelle Praktiken bis auf den heutigen Tag mit Auspeitschung oder Tod durch Steinigung bedroht sind.

    Von den bieder-korrekten Dialogchristen haben die wagemutigen Musliminnen und Muslime in ihrem Kampf um Menschenrechte vorerst wohl nicht allzu viel Beistand zu erwarten. Dabei kann der christlich-muslimische Dialog nur erfolgreich sein, wenn es den Teilnehmern gelingt, auch die dunklen Seiten des Islam zu thematisieren - und trotz alledem für Toleranz im täglichen Umgang mit den in Deutschland lebenden Muslimen zu werben.

    Dass auch ein solcher Dialog, offen und ehrlich, möglich ist, beweisen Christen und Muslime im Hamburger Multikulti-Viertel St. Georg. Schon vor drei Jahren nahm ein Zirkel, dem auch Kirchenvertreter beitraten, das Gespräch über Themen auf, die anderswo tabuisiert werden.

    Das Protokoll liest sich wie ein Katalog aller gängigen Urteile und Vorurteile: Dienen die vielen türkischen Gemüseläden im Viertel nur als "Fassade für dubiose Geschäfte"? Wie steht es um "antisemitische Tendenzen" in den zehn Moscheen und Gebetsräumen im Stadtteil? Warum müssen deutsche Frauen "vielfältige Anmache durch muslimische Männer" erdulden?

    Und, anders herum: Was ist dran an dem muslimischen Pauschalurteil, alle Christen seien Ungläubige, "die nie genug vom Trinken, Schweinefleisch und Sex mit wechselnden Partnern" kriegen, sich "höchstens einmal im Monat waschen" und deren Kinder "keinen Respekt vor ihren Eltern haben - und", wie sich ein Moscheesprecher empörte, "sogar vor ihnen pupsen"?

    Sosehr hat der offene Dialog die Luft gereinigt, dass die St. Georger Muslime bei Moschee-Bauprojekten heute mit der Unterstützung vieler ihrer christlichen Partner rechnen können. Solche Erfahrungen ermutigen auch Dialogkritiker, für eine Vertiefung der Gespräche zu plädieren.

    Auch der skeptische Kardinal Lehmann setzt sich für die in Deutschland lebenden Muslime ein, obgleich er weiß: "Wenn ich in Saudi-Arabien einen Gottesdienst halten will, riskiere ich Gefängnis." Zwar hat der Vorsitzende der Bischofskonferenz bereits laut darüber nachgedacht, ob den Muslimen in Deutschland lediglich "Religionsfreiheit auf Gegenseitigkeit" gewährt werden sollte. Doch die meisten deutschen Kirchenoberen scheinen eine solche Politik, die mit der Verfassung kollidieren würde, abzulehnen.

    Schon jetzt, klagt Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime, sei in Deutschland der Bau einer Moschee so schwierig "wie der Bau eines Atomkraftwerks".

    Wer weitere Hürden errichten wolle und beispielsweise sage, in Deutschland dürfe es keine Moscheen geben, solange Christen beispielsweise in Saudi-Arabien der Kirchenbau verboten ist, der mache, so gibt das Kirchen-Magazin "Chrismon" zu bedenken, "die eigene Tradition der Offenheit klein".

    Diese Offenheit zählt heute vielleicht zu den wichtigsten Unterschieden zwischen Christentum und Islam.

    "Chrismon"-Chefredakteur Arnd Brummer bringt die Distanz zwischen den Religionen auf die Formel, Muslime und Christen glaubten ja "vielleicht an denselben Gott, mit Sicherheit jedoch nicht an den gleichen".

    Oder sollte es umgekehrt sein?
  • , 2
    steck die christen und islam-gläubigen mal alle in ein pfadfinderlager oder in den bush: wenn sie für sich sorgen und teamwork leisten, merken sie die blöde religion gar nicht mehr.
  • Matthias Lotz
    Oder erkennen wie ähnlich sie sich sind!
    Signatur
  • , 2
    oder so.

    stell dir vor es gibt jihad und jeder gibt nen laschen furz drauf!
  • Matthias Lotz
    Oder -stell dir vor jemand versteht was trance-x da schreibt und alle verstehen`s !
    Vieleicht in einfach klaren Worten sagend was er will!
    "Ich bin Deutschland"
    Signatur
  • , 2
    da zitier ich gern den Dieter Nuhr: "Wer keine Ahnung hat, einfach mal Klappe halten\"

    der Nuhr-Spruch ist auch ganz kompatibel mit Religions-Fanatikern oder bei Spinnern, die nie die Karrikaturen real sahen, doch trotzdem völlig angestachelt sind, Dänemarkflaggen abzufackeln.
  • Horst Fischer
    Missionierende Religionen sind eines der Grundübel dieser Welt. Kein "Gläubiger" hat je mit sich reden lassen.
    In diesem Sinne ist ein Dialog schlicht eine Unmöglichkeit. Im Mittelalter die Christen, heute die Islamisten. Eiferer ignoriere ich, doch wir haben eine Presse. H.
  • , 5
    jeder dritte islamist ist christ.. oder stell dir vor, dich hasst jemand wie die pest und es juckt dich nicht:-)
  • Herr Lehmann
    gut gesprochen fuchs
    vergessen wir die gläubigen des BSP nicht .)
    Signatur
  • trance-x
    christen und linke! <- linke sind ausser eine christlich-juedische sekte auch diejenigen, die die gleichen naiven dialoge fuehren ... es geht um beide! ich hoffe, das ist den kommentatoren bewusst :)
  • artorange
    und was tun? dönerboykott? koran verbrennen? nsdap wählen?
    wie willst du die verbraucher dazu bringen ihr gehirn zu gebrauchen? gegen dummheit sind selbst götter machtlos...
    Signatur
  • Matthias Lotz
  • artorange
  • Seite 1 von 1 [ 13 Beiträge ]

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