Weiß – Portrait – Schwarz – Menschen
- Von Alexander Pitzius hochgeladen im Album Gens des Lettres am 07.06.2022
Radierung 30x40,. gerahmt auf 60x80 Glaswechselrahmen holz, schwarz
Titel | Thomas |
Preis | Anfrage stellen |
Tags | |
Kategorien | |
Info | 99 7 5 6 von 6 - 1 Stimme |
Wir fangen ein, was wir nicht loslassen wollen, u.a. um im Nachhinein betrachten zu können, was uns möglicherweise während des von uns wahrgenommenen (und kreativ festgehaltenen) Vorgangs entgangen ist. So entdecken wir peu à peu manchmal etwas Unbekanntes, etwas Fremdes, aus dem während der aufmerksamen Betrachtung etwas Vertrautes werden kann.
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Wenn ich bspw. die Kamera dabei habe, gucke ich zwar auch nach bestimmten Motiven, nach 'idealen' Licht- und Schattenkontrasten, fotografiere aber zeitweise auch einfach mal 'blind' drauflos. Entdecke dann oft später während der Durchsicht/Nachschau, dass einige bewusst herbeigesuchte Motive hinter denen, die durch Zufall entstanden sind, 'deutlich verblassen' (ein - in der Bezeichnung - m. E. passender Widerspruch in sich).
In der Porträtfotografie z. B. zeigt das bewusste Posieren einer Person vor der Kamera fotografisch oftmals langweilige Ergebnisse, während der Fotografie derselben Person in einem sich unbeobachtet fühlenden Moment eine starke Aussagekraft immanent sein kann. Ich denke, dass deine Bilder oft sehr genau diesen spannenden 'unbewussten' Moment erfassen. Ein exzellentes Beispiel dafür ist u.a. auch dein David Bennent-Porträt, in dem die Augen den (meinen Betrachter*innen-)Blick auf Anhieb gefangennehmen. Er schaut zur Seite, er beobachtet, fühlt sich selbst aber scheinbar unbeobachtet. Und genau dieser 'Augenblick' (im doppelten Sinne des Wortes) macht das Bild (für mich) zum 'Interpretationsspielraum', der mir die Möglichkeit gibt, meinen Blickerfahrungshorizont zu erweitern. So entsteht Inspiration, die Anregung der Sinne, ein Geben und Nehmen, was für mich einen Teil der "Kunst an sich" ausmacht.
Für mich, als Betrachterin (z.B. nun auch dieses Thomas-Mann-Porträts) - ist der Blick, auch wenn er - wie hier - nicht ein direkter Blick in den meinen ist, sehr spannend und seltsamerweise ein direkter Weg zu der niemals beantwortbaren Frage, was sich hinter dieser Augenpartie, unter den dichten Schatten gebenden Brauen, aber auch hinter dieser Stirn bzw. 'hinter diesem Gesicht' in dem Augenblick der Entstehung der Porträtvorlage verbarg. Eine Frage, die du - auf (für mich) geheimnisvolle, spannende Weise - in deinen künstlerischen Porträtinterpretationen geradezu heraufbeschwörst.
https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Thomas-Mann-Mit-den-Buddenbrooks-zum-Literaturnobelpreis,thomasmann118.html