ÖlmalereiBallettfigurative KunstLasurtechnik

  • Von hochgeladen am 06.07.2025

    „Lampenfieber“ (2025)
    Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm
    In seinem Werk „Lampenfieber“ widmet sich Bodo Baumgart einem Moment der stillen Intensität: Eine junge Balletttänzerin sammelt sich unmittelbar vor ihrem Auftritt. Mit geschlossenen Augen richtet sie sich das Haar – eine Geste der Konzentration, fernab der Bühne, fernab des Applauses.
    Der neutrale, weich schattierte Hintergrund lässt den Fokus ganz auf der Figur ruhen. Das kräftige Rot des Oberteils steht im lebhaften Kontrast zum zarten, in Weiß-, Grau- und Magentatönen gehaltenen Tutu, das in dynamischen Pinselzügen ausgeführt ist.
    Baumgart kombiniert in diesem Werk zwei klassische Maltechniken: Die Lasurtechnik – mit ihren vielfach übereinandergelegten, transparenten Farbschichten – verleiht Haut und Licht eine besondere Tiefe und Weichheit. Ergänzt wird sie durch die Alla-prima-Technik (Nass-in-Nass) im Bereich des Rocks, die dem Bild Spontaneität und Bewegung verleiht.
    Besonders bemerkenswert ist der Brückenschlag zwischen historischer Formensprache und zeitgenössischem Ausdruck. Die idealisierten, vergeistigten Gesichtszüge der Tänzerin erinnern an die Ikonenmalerei – insbesondere an Werke von Andrej Rubljow – während die Körperhaltung und Emotionalität ganz im Hier und Jetzt verortet sind.
    „Lampenfieber“ ist ein Werk über die Kraft der Sammlung vor dem entscheidenden Moment – ein psychologisches Porträt zwischen Verletzlichkeit, Ruhe und innerer Stärke.

    Werkkommentar von Bodo Baumgart

    Dieses Bild zeigt keine Tänzerin im Moment des Stylings.
    Es zeigt einen Menschen im innersten Augenblick des Übergangs: die Selbstverwandlung vor dem Schritt ins Licht.

    Auf den ersten Blick scheint die Figur sich das Haar zu richten. Doch wer mit Abstand, mit Aufmerksamkeit, mit Kenntnis des inneren Zustands vor einem Auftritt schaut, erkennt:

    Sie bindet sich nicht das Haar – sie bindet sich die Maske.

    Die Geste, scheinbar beiläufig, ist in Wahrheit ein Ritus.
    Ein leiser, entschlossener Akt der Selbstbehauptung:
    Ich gehe auf die Bühne. Aber nicht als Ich. Sondern als Bild. Als Rolle. Als Projektionsfläche.

    Das Gesicht ist bewusst nicht realistisch.
    Es ist ikonisch gehalten – eine Reminiszenz an die Gesichter der Ikonenmalerei, insbesondere an die stille Formensprache von Andrei Rublev.
    Nicht mimisch, nicht porträthaft – sondern innerlich leuchtend, schweigend, zurückgezogen.

    Denn in diesem Moment der Wandlung hat das Ich keinen Platz mehr für Ausdruck.
    Es zieht sich zurück – hinter eine Form, die schützt und offenbart zugleich.

    Die Lasurtechnik bringt diese geistige Tiefe ins Bild: Schicht für Schicht legt sich Licht auf Dunkel, Fläche auf Fläche.
    Der Rock, in Alla-prima gemalt, steht im Kontrast: ein Hauch von Bewegung, körperlicher Präsenz, Erwartung.

    So trifft im Bild das Stille auf das Drängende.
    Die innerliche Ikone auf die äußere Bühne.

    „Lampenfieber“ ist kein Porträt einer Tänzerin.
    Es ist ein Abbild des Zustands jedes Künstlers, der weiß, was es heißt,
    sich sichtbar zu machen – und dabei sich selbst zu verbergen.



    Hinweis: Aufgrund der verwendeten Lasurtechnik lässt sich die Tiefenwirkung des Originals fotografisch nur bedingt einfangen.

Titel Lampenfieber
Material, Technik Öl auf Leinwand
Format 50 cm x 70 cm x 4 cm
Jahr, Ort 2025
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Info 220 2 5 1.5 von 6 - 2 Stimmen
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